Das vielfältige Programm aus politischen Positionen, wissenschaftlichen Fakten sowie verschiedenen Praxisbeispielen hatten der DVV gemeinsam mit dem Bundesarbeitskreis Alphabetisierung, Grundbildung, Nachholen von Schulabschlüssen entwickelt.
Dem Interesse am fachlichen Austausch entsprechend war die Resonanz auf die Veranstaltung groß und übertraf die Erwartungen der Organisatoren. Aufgrund der begrenzten Raumkapazitäten im „Haus am Dom“ konnten nicht alle Interessierten berücksichtigt werden.
Entwicklungspotentiale von Grundbildung
Kernfragen der Bundesfachkonferenz waren der Weg von der Alphabetisierung hin zur Grundbildung und die Entwicklungspotentiale von Grundbildung. Das Nachholen von Grundkompetenzen soll nicht länger auf Lesen- und Schreiben lernen beschränkt bleiben. Aktive Teilhabe an und Mitwirkung in gesellschaftlichen Prozessen benötigen auch Grundkompetenzen wie beispielsweise Rechnen, Englisch, der Umgang mit Finanzen, mit Medien, mit dem Computer usw.
Direkt zu Anfang stellte Gundula Frieling (Stellvertretende Verbandsdirektorin des DVV) heraus, dass in den Bereichen Programmentwicklung, Kursleiterqualifizierung und nicht zuletzt Teilnehmergewinnung noch viel zu tun ist. Gleichzeitig betonte sie aber auch, dass die VHS positiv auf die vor ihr liegende Aufgabenstrecke sehen kann: Wer, wenn nicht die VHS, kann die Entwicklung in der Grundbildungsarbeit durch bundesweite, wohnortnahe Angebote mit vertretbaren Kosten vorantreiben?
DVV-Präsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth machte im Gespräch über bildungspolitische Positionen deutlich, dass es wichtig ist, nicht erst jahrelang zu forschen und zu diskutieren, sondern Reden und Taten übereinkommen zu lassen. Sie forderte, dass Weiterbildung zur Pflichtaufgabe von Bund und Ländern werden und die Freude am Lernen mehr in den Mittelpunkt rücken solle, damit Menschen aus dem Teufelskreis der Ausgrenzung und der Angst vor Versagen herauskommen können.
Vernetzung der Akteure
Als Vertreter der Länder stellte Dr. Ulrich Raiser, Senatsverwaltung Berlin heraus, dass bereits neue Strukturen und auch Finanzierungsmöglichkeiten entstanden sind, um die Zahl der 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten zu reduzieren. Es müsse zum einem das Thema als Querschnittsaufgabe angegangen und ressortübergreifend Bündnisse geschlossen und zum anderen müsse die begonnene Arbeit intensiv fortgeführt werden, um möglichst viele Menschen auch tatsächlich zu erreichen. Thomas Bartelt als Vertreter des BMBF betonte, wie wichtig die Vernetzung der Akteure sei, wie sie zum Beispiel mit dieser Bundesfachkonferenz ermöglicht werde und dass das BMBF sich weiter für die Alphabetisierung und Grundbildung stark machen werde.
Im Überblick zu „PIAAC, Leo & Co.“ bot Prof. Dr. Anke Grotlüschen von der Universität Hamburg anschließend Daten und Analysen für die Praxis. Unter dem Eindruck der zuvor erläuterten Forschung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer danach „lang und breit“ in fünf verschiedenen Workshops unter den Stichworten Professionalität, Lernprozessbegleitung, Rahmencurricula und Tests, Online-Lernen und Querschnittsaufgabe Grundbildung mehr über Praxisbeispiele erfahren und diese diskutieren. Am zweiten Tag ging es vor allem darum, wie mehr und auch andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer als bisher angesprochen werden können. Workshops über Grundbildungszentren, über die Nutzung von kommunalen Strukturen, das Anknüpfen an andere Bildungs- und Programmbereiche und den Ausbau von Kooperationen, gaben dazu viele Anregungen.
Fazit
Die erste Bundesfachkonferenz hat gezeigt, was schon geleistet worden ist, welche Ergebnisse, welche Konzepte und welche Produkte vorliegen und sozusagen „nur darauf warten“, in die Praxis, in die Kurse getragen zu werden. Erfreulicherweise lässt sich sagen: Die Alphabetisierung gewinnt an Stellenwert – gesellschaftspolitisch und bildungspolitisch und sie nimmt Schwung auf in Richtung Grundbildung. Die 1. Bundesfachkonferenz Grundbildung wird mit Sicherheit nicht die letzte gewesen sein.
Vorträge
Hier können Sie einen Teil der Vorträge und Präsentationen herunterladen.
Entwicklungspotentiale im Programmbereich Grundbildung PDF-Datei 102,50 kB (Gundula Frieling, DVV)
PIAAC, Leo & Co. - Daten und Analysen für die Praxis PDF-Datei 1,65 MB (Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Universität Hamburg)
Rahmencurricula und Tests PPTX-Datei 1,80 MB (Dr. Angela Rustemeyer, DVV)
telc Basis-Tests für die Grundbildung PDF-Datei 637,82 kB (Louise Lauppe, telc GmbH)
Online-Lernen PPTX-Datei 4,11 MB (Celia Sokolowsky, DVV)
PDF-Datei 973,30 kBLernprozessbegleitung PDF-Datei 973,30 kB (Renate Schiefer, vhs-Verband Bayern)
ZIP-Datei 1,34 MBQuerschnittaufgabe Grundbildung? ZIP-Datei 1,34 MB (Martina Haas, Volkshochschulverband Baden-Württemberg)
Zum beruflichen und privaten Umfeld von funktionalen Analphabet*innen – Studien im Dialog PPTX-Datei 1,92 MB (Dr. Simone C. Ehmig, Stiftung Lesen/Dr. Wibke Riekmann, Universität Hamburg)
Teilnehmer*innen ansprechen und motivieren ...
… durch Anknüpfen an das Nachholen des Schulabschlusses PDF-Datei 792,11 kB (Elke Dietinger, vhs Bochum)
... über Grundbildungszentren PDF-Datei 2,28 MB (Dr. Kay Sulk, Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsens e. V.)
... in Kooperation mit Beschäftigungsträgern PDF-Datei 7,11 MB PDF-Datei 7,11 MB (Marion Klinger, DVV)
... durch die Nutzung kommunaler Strukturen PDF-Datei 1,98 MB (Kathrin Raven, DVV)
„Auf den Punkt gebracht“ – Veranstaltungsfazit PDF-Datei 100,35 kB (Gundula Frieling)