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Grundbildung

Flexibel auf solider Grundlage

Von Angela Rustemeyer und Michael Thiel

Curricula unterstützen Teilnehmendenorientierung


In der Alphabetisierung und Grundbildung begegnet man nicht selten der Annahme, dass systematischer, auf Curricula basierender Schreibunterricht und Teilnehmendenorientierung Gegensätze seien. Ein Blick in die Praxis zeigt: Gerade curricular geleiteter Unterricht bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, teilnehmerorientiert zu arbeiten – es ist alles eine Frage des Materials und seiner Handhabung. 


Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) stellt allen Weiterbildungseinrichtungen Rahmencurricula für den Lese- und Schreibunterricht mit Erwachsenen zur Verfügung. Darin ist beschrieben, was Menschen können und wissen müssen, um Gelesenes zu verstehen und einfache Texte verständlich zu schreiben. Zu den DVV-Rahmencurricula Lesen und Schreiben liegen zahlreiche Schreibaufgaben und Lesetexte für den direkten Einsatz im Unterricht vor. Einführungen in die Lesedidaktik (von Prof. Dr. Cornelia Rosebrock, Goethe-Universität Frankfurt a.M.), die Rechtschreibdidaktik (von Prof. Dr. Jakob Ossner) und die Didaktik des flüssigen Schreibens (von Prof. Dr. Afra Sturm, PH FH Nordwestschweiz) helfen Unterrichtenden, ihre Methodenkenntnis zu aktualisieren. Die Umsetzung der methodischen Empfehlungen wird dadurch erleichtert, dass zu jeder Lese- und Schreibaufgabe in den Praxismaterialien ein didaktischer Kommentar verfügbar ist. Mit der Alpha-Kurzdiagnostik zu den DVV-Rahmencurricula Lesen und Schreiben ermitteln Lehrkräfte, wo ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Lesen- und Schreibenlernen stehen. Dann können sie für jede Einzelne und jeden Einzelnen das passende Material auswähle

Blended Learning: Rahmencurricula und vhs-Lernportal können gut zusammen verwendet werden.
Praxistest: Die Rahmencurricula wurden 2018 und 2019 bundesweit im Unterricht erprobt.

Für welche Leistungen von Bildungseinrichtungen eignen sich die DVV-Rahmencurricula? Soziale Einrichtungen und Bildungsträger können verschiedene Angebote für Menschen vor-halten, die nicht richtig lesen und schreiben können. Das kann zum Beispiel Hilfe im Umgang mit schriftsprachlichen Anforderungen im Alltag sein. Dabei schauen sich beispielsweise Unterstützende gemeinsam mit Betroffenen amtliche Schreiben an oder andere mitgebrachte Schriftstücke, die für Personen mit großen Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben nicht zu bewältigen sind. Angebote dieser Art unterscheiden sich von Kursen, in denen Lesen und Schreiben gelernt wird. Die Rahmencurricula und die Materialien dazu sind für den Unterricht gedacht, in dem es hauptsächlich um den Schriftsprach-erwerb geht. 2018 und 2019 durchliefen die Rahmencurricula einen Praxistest. In zwei vom DVV organisierten Erprobungsphasen machten sich Kursleitende in fünfzehn Bildungseinrichtungen quer durch das Bundesgebiet mit den Curricula und den Praxismaterialien vertraut. Auf der Grundlage der Rahmencurricula führten sie Lese- und Schreibkurse durch und setzten dabei die Aufgabenblätter des DVV kurstragend ein, in unterschiedlichen Zusammenhängen und bei sehr unterschiedlichen Men-schen. Auch die beteiligten Kursleitenden hatten vielfältige Hintergründe und unterschiedlich lange Unterrichtserfahrung

Kursleitende schätzen passgenaues Material und effiziente Methoden

Sabine Pfeiffer unterrichtet seit Jahren im Lernhaus der VHS in Berlin-Neukölln. In den Herbstferien 2018 führte sie dort einen Intensivkurs zur Erprobung der DVV-Materialien durch. Teilgenommen haben Menschen aus dem Viertel, überwiegend mit Migrationshintergrund, aber alle mit guten mündlichen Deutschkenntnissen. Gemeinsam war ihnen die Motivation für den Kursbesuch: „Sie wollen lesen und schreiben lernen“, sagt Pfeiffer, „und sie haben das Ziel, vielleicht einen Schulabschluss nachzuholen und dann wieder ins Berufsleben einzusteigen“. Pfeiffer nennt es eine „große Entlastung“, dass sie sich als Kursleiterin an den DVV-Rahmencurricula Lesen und Schreiben orientieren kann und viel fertiges Material zur Verfügung hat: „In dem Material ist eine Progression angelegt, die ich selbst so nicht anlegen könnte.“ Vor allem weiß sie, dass die Materialien, die sie nach einer Einschätzung des Kenntnisstands von Teilnehmerinnen und Teilnehmern mithilfe der Alpha-Kurzdiagnostik auswählt, diesem Kenntnisstand auch entsprechen und die Lernenden nicht überfordern: „Bei Originaltexten aus der Zeitung oder aus der Literatur weiß ich das nicht.“ Für die langjährige Berliner Kursleiterin trägt das Paket „Rahmencurriculum“ mit Lernmaterial und Diagnostik wesentlich zur Teilnehmendenorientierung des Unterrichts bei.

Pfeiffer gefällt auch, dass die Rahmencurricula in Lehr- undLernmethoden einführen, die nachweislich für viele Lernende taugen und sie Fortschritte spüren lassen. Gute Erfahrungen macht sie mit den Lautlesetandems, die das DVV-Rahmencurriculum Lesen empfiehlt: „Anfangs gab es bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern schon Widerstände gegen das gemeinsame laute Lesen. Inzwischen ist es völlig normal. Sie merken, wie stark sie davon profitieren.“ Auch Mandy Grosser, die in der VHS Frankfurt am Main in Alphabetisierungskursen unterrichtet, geht gern systematisch vor und sieht in den DVV-Rahmencurricula eine Unterstützung dabei. Als Beispiel nennt sie das schrittweise Aufbauen eines Regelverständnisses in der Rechtschreibung. Die Wortkarten aus dem DVV-Rahmencurriculum Schreiben machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Phänomen der Wortfamilie vertraut und bringen ihnen so die Schemakonstanz nahe: „Sie verstehen die Systematik in der Sprache und empfinden...

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Autor*innen

Dr. Angela Rustemeyer arbeitet beim Deutschen Volkshochschul-Verband. Zum Zeitpunkt des Artikels war sie Projektleiterin im Projekt Rahmencurriculum und abschlussorientierte Grundbildung (Transfer).


Michael Thiel arbeitet beim Deutschen Volkshochschul-Verband als Projektleiter im vhs-Lernportal.


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Bildnachweise

  • Deutscher Volkshochschul-Verband e. V.
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