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Grundbildung

Grundbildung planen in Flensburg

Die kommunalen Grundbildungsbeauftragten sind begeistert vom Ansatz einer strategischen Grundbildungsplanung. Lesen Sie hier, welche Erfahrungen die Kolleginnen und Kollegen bei der Umsetzung gemacht haben und sehen Sie im Video, was sie Ihnen mit auf den Weg geben möchten.

Praxisbericht aus Flensburg

Ausgangslage

Die Volkshochschule Flensburg als kommunale Bildungseinrichtung der Stadt Flensburg verfügt über langjährige Erfahrung in der Grundbildungsarbeit. Seit 1984 bietet die Volkshochschule Alphabetisierungskurse an, in denen Jugendliche und Erwachsene das Lesen und Schreiben von Anfang an lernen können. Außerdem ist es dort möglich, den ersten allgemeinbildenden Schulabschluss und den Mittleren Schulabschluss nachzuholen. Die Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebote werden seit jeher durch die Stadt Flensburg, insbesondere durch den Fachbereichsleiter Bildung, Sport, Kultureinrichtungen sowie durch das Bildungsbüro der Stadt Flensburg unterstützt. Es besteht ein grundsätzliches Bekenntnis der Kommune zur Alphabetisierung. Teilnehmende zahlen durch den Beschluss der Ratsversammlung der Stadt Flensburg nur einen geringen Semesterbeitrag für die Teilnahme an den Alphabetisierungsangeboten. Es gibt jedoch keinen festen Arbeitskreis oder Runden Tisch zum Thema Grundbildung. Seit Anfang 2017 gibt es in der Stadt Flensburg eine Bildungskoordinatorin (mit dem Schwerpunkt Neuzugewanderte) mit der Aufgabe, die Vielzahl der kommunalen Bildungsakteure zu vernetzen sowie die Bildungsangebote und -bedarfe vor Ort aufeinander abzustimmen.

Es besteht eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Jugendaufbauwerk, dem Jobcenter, der Arbeitsagentur, der Universität Flensburg, der Weiterbildungsberatung, Sozialverbänden, dem Frauenforum sowie lokalen Bildungsträgern. Potentielle Teilnehmende werden an die Volkshochschule vermittelt. Diese steht als Ansprechpartnerin für Grundbildungsangebote zur Verfügung.

Highlights & Stolpersteine

Die Grundbildungsbeauftragte Franziska Göttsche berichtet von drei Highlights, die im Projektverlauf besonders erfolgreich waren. Zum einen betont sie die Sensibilisierungsmaßnahme für städtische Mitarbeiter*innen, die mit insgesamt acht Teilnehmenden aus unterschiedlichen Bereichen der Stadtverwaltung stattgefunden hat. Die Mitarbeitenden wurden für die Teilnahme an der Fortbildung freigestellt. Gleich bei den ersten beiden Ausschreibungen wurde das Fortbildungsangebot sehr gut angenommen. Die Teilnehmenden berichteten, dass sie in ihrer täglichen Arbeit mit funktionalen Analphabet*innen in Berührung kommen. Das Bewusstsein für das Thema sei demnach bereits vorhanden gewesen, sodass die Fortbildung direkt konkrete Handlungsempfehlungen vermitteln und Ansprechpartner*innen der Volkshochschule vor Ort bekannt machen konnte.

Als zweites Highlight sei der Besuch des Alfa-Mobils auf dem Südermarkt in Flensburg zu nennen. Dieser wurde von Pressemitteilungen in der örtlichen Lokalpresse und einem Bericht vom NDR Fernsehen begleitet. Durch die Aktion konnte das Thema funktionaler Analphabetismus in die Öffentlichkeit getragen werden. Somit konnte auch der direkte Kontakt mit Bürger*innen aufgenommen werden, die auf das Thema aufmerksam wurden.

Nicht minder erfolgreich  war die Vorstellung des Projekts im Bildungsausschuss der Stadt Flensburg durch den Fachbereichsleiter Bildung, Sport, Kultureinrichtungen. Hierdurch konnten politische Entscheidungsträger zielführend sensibilisiert werden.

Trotz aller Erfolge kennt Franziska Göttsche auch den ein oder anderen Stolperstein in der Projektarbeit. Zum einen seien die zeitlichen Ressourcen der Grundbildungsbeauftragten begrenzt gewesen.

Ein grundsätzliches Bekenntnis der Kommune zu Grundbildungsangeboten bestehe zwar, jedoch müsse man laut Göttsche, insbesondere in der Politik, wiederholt auf das Thema aufmerksam machen, da andere Themen dominieren. Zudem bestehe keine Arbeits- oder Steuerungsgruppe, in der die Grundbildungsarbeit in der Kommune gemeinsam koordiniert wird. Dies erschwere die Grundbildungsarbeit auf der übergeordneten Ebene. Netzwerkkontakte seien stets anlassbezogen. Ein ab und zu auftretendes Problem, das sich jedoch leider kaum verhindert lässt, sei, dass sich wegen Krankheit oder Personalwechsels Gesprächstermine verzögerten. Die Grundbildungsbeauftragte bedauert, dass es nach wie vor schwierig sei, Betroffene tatsächlich zu erreichen. Von ca. 7.000 Flensburger*innen besuche nur ein Bruchteil die Kurse.

Erfahrungen und Zukunftsvision

Mit Blick in die Zukunft ist es der Grundbildungsbeauftragten wichtig, sperrige Begriffe wie „funktionaler Analphabetismus“ zu vermeiden. Das Thema solle stattdessen durch verständliche Sprache zugänglicher gemacht werden.

Außerdem solle in Gesprächen durch Zahlen überzeugt werden. Die konkreten Zahlen der leo. Level-One Studie, heruntergebrochen auch auf die Region, eignen sich als Türöffner, wenn auf die Notwendigkeit von Grundbildungsangeboten aufmerksam gemacht werden möchte.

Um das Thema regelmäßig in die Öffentlichkeit zu tragen, möchte die Kommune Flensburg neue Werbemittel nutzen wie z. B. die Kampagne vor Ort ,,Lesen & Schreiben – Mein Schlüssel zur Welt“. Die Organisation öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen zu besonderen Anlässen wie z. B. dem Weltalphabetisierungstag sollen helfen, das Thema im öffentlichen Raum präsenter zu machen. Neue Wege der Ansprache in Form von leicht verständlichen Kursausschreibungen sollen zudem den Zugang für Betroffene erleichtern.

Die Grundbildungsbeauftragte Göttsche betont, dass Teilnehmendengewinnung eher durch Multiplikator*innen aus anderen sozialen Institutionen, die die Betroffenen weitervermitteln, zu funktionieren scheint. Ein Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit in der Kommune Flensburg werden daher weitere Sensibilisierungsmaßnahmen sein.

Eine Bündelung aller Praxisberichte finden sie hier. PDF-Datei 10,50 MB

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