LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität
Die zweite LEO-Studie 2018 (Öffnet in einem neuen Tab) erfasst die Lese- und Schreibkompetenzen der Deutsch sprechenden erwachsenen Bevölkerung (18-64 Jahre) und berichtet dies für die Alpha-Levels im Lesen und Schreiben. Die Studie schreibt die Ergebnisse der LEO – LevelOne Studie aus dem Jahr 2010 fort (Grotlüschen & Riekmann 2012). Laut der Studie gelten 6,2 Millionen Erwachsene als gering literalisiert.
Hier einige der wichtigsten Ergebnisse:
- Von den Deutsch sprechenden Erwachsenen lesen und schreiben im Jahr 2018 noch 12,1 Prozent auf einem niedrigen Kompetenzniveau.
- Rund 6,2 Millionen Erwachsene verbleiben im Bereich geringer Literalität. Das bedeutet, die Lese- und Schreibkompetenz der Erwachsenen entspricht den Alpha-Levels 1-3.
- Mit 58,4 Prozent sind mehr Männer unter den gering literalisierten als Frauen.
- Den größten Teil der gering literalisierten Erwachsenen machen Erwachsene über 45 Jahre aus.
leo. - Level-One Studie 2010
Alpha-Levels
Alpha-Level 1 „Buchstabenebene“:
Es werden einzelne Buchstaben erkannt und geschrieben, die Wortebene wird beim Lesen und Schreiben jedoch nicht erreicht. Nach Erhebungen der leo. – Level-One Studie befinden sich in Deutschland 300.000 Menschen (0,3 Mio.) auf Alpha-Level 1.[1]
Dies ist hinsichtlich des Umfangs das Alpha-Level mit der kleinsten Population (0,6% der erwachsenen deutschen Bevölkerung). Der Studie zufolge sprechen über 70 % der Personen mit Lese- und Schreibkompetenzen auf Alpha-Level 1 Deutsch als Zweitsprache.[2]
Alpha-Level 2 „Wortebene“:
Von Alpha-Level 2 wird beim Unterschreiten der Satzebene gesprochen. Personen mit Lese- und Schreibkompetenzen auf Alpha-Level 2 können zwar einzelne Wörter lesend verstehen bzw. schreiben, jedoch keine ganzen Sätze oder Texte. Zudem müssen die betroffenen Personen auch gebräuchliche Wörter Buchstabe für Buchstabe zusammensetzen.[3]
Dies betrifft der Hamburger Studie zufolge 2 Millionen Menschen in Deutschland.[4]
Laut leo. – Level-One Studie enthält das Alpha-Level 2 im Vergleich mit anderen Alpha-Levels den höchsten Anteil an Arbeitssuchenden.[5]
Der Personenkreis der Teilnehmer/-innen mit Kompetenzen auf Alpha-Level 2 ist in Alphabetisierungskursen der Volkshochschulen stärker repräsentiert als andere Alpha-Levels.[6]
Alpha-Level 3 „Satzebene“:
Eine Person kann zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, scheitert jedoch an zusammenhängenden – auch kürzeren – Texten und vermeidet sie deshalb. Dies betrifft der Studie zufolge 5,2 Mio. Menschen in Deutschland.[7]
Alpha-Level 3 beinhaltet mit 58% die höchste Quote an arbeitenden Analphabet/innen, der Wert variiert jedoch über die Alpha-Levels hinweg nur um wenige Prozentpunkte[8]
Personen mit Lese- und Schreibkompetenzen auf Alpha-Level 3 haben einen kürzeren Weg hin zur gelungenen Literalisierung, spüren aber evtl. weniger Handlungsdruck als Personen mit schwächeren Lese- und Schreibkompetenzen.
Alpha Level 4 „fehlerhaftes Schreiben“ auf Textebene:
Personen auf diesem Alpha-Level erreichen im Lesen und Schreiben zwar die Textebene (und zählen daher nicht mehr zu den funktionalen Analphabet/innen), schreiben und lesen auf Satz- und Textebene aber auch bei gebräuchlichen Wörtern weiterhin langsam und/oder fehlerhaft. Die Rechtschreibung, wie sie bis zum Ende der Grundschule unterrichtet wird, wird nicht hinreichend beherrscht. Dies betrifft in Deutschland weitere 25% (13,3 Mio.) der erwerbsfähigen Bevölkerung.[9 (Öffnet in einem neuen Tab)] Auch auf diesem Alpha-Level wird das Lesen und Schreiben noch häufig vermieden.
[1] Grotlüschen, Anke /Riekmann, Wibke (2012): Funktionaler Analphabetismus in Deutschland. Ergebnisse der ersten leo. – Level-One Studie. Reihe: Alphabetisierung und Grundbildung (Band 10), hrsg. vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V., Münster 2012, S. 19ff; vgl. Grotlüschen/Riekmann (2011): S. 4 und 6.
[2] Ebd., S. 45.
[3] Grotlüschen, Anke/Riekmann, Wibke (2011): leo. – Level-One Studie. Literalität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus. Presseheft, Hamburg. Online verfügbar: URL: blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/files/2011/12/leo-Presseheft_15_12_2011.pdf,: S. 2.
[4] Grotlüschen, Anke /Riekmann, Wibke (2012): Funktionaler Analphabetismus in Deutschland. Ergebnisse der ersten leo. – Level-One Studie. Reihe: Alphabetisierung und Grundbildung (Band 10), hrsg. vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V., Münster 2012,: S. 19f; vgl. Grotlüschen/Riekmann (2011): S. 4 und 6.
[5] Vgl. Ebd., S. 45.
[6] Ebd., S. 45f; vgl. von Rosenbladt/Bilger (2011).
[7] Grotlüschen, Anke /Riekmann, Wibke (2012): Funktionaler Analphabetismus in Deutschland. Ergebnisse der ersten leo. – Level-One Studie. Reihe: Alphabetisierung und Grundbildung (Band 10), hrsg. vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V., Münster 2012, S. 19f; vgl. Grotlüschen, Anke/Riekmann, Wibke (2011): leo. – Level-One Studie. Literalität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus. Presseheft, Hamburg. Online verfügbar: URL: blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/files/2011/12/leo-Presseheft_15_12_2011.pdf (Öffnet in einem neuen Tab),S. 4 und 6.
[8] Vgl. Grotlüschen, Anke /Riekmann, Wibke (2012): Funktionaler Analphabetismus in Deutschland. Ergebnisse der ersten leo. – Level-One Studie. Reihe: Alphabetisierung und Grundbildung (Band 10), hrsg. vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V., Münster 2012, S. 45.
[9] Grotlüschen, Anke/Riekmann, Wibke (2011): leo. – Level-One Studie. Literalität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus. Presseheft, Hamburg. Online verfügbar: URL: blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/files/2011/12/leo-Presseheft_15_12_2011.pdf (Öffnet in einem neuen Tab), S.2; Vgl. Grotlüschen/Riekmann (2012): S. 20f; vgl. Grotlüschen/Riekmann (2011): S. 4 und 6.